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Oder man sitzt dort als Pfälzer zusammen mit einem daueressenden „Monnemer“ GG-Kollegen und freut sich wie ein Tonkatsu über die kreativ arrangierten Preziosen, die mit stoischer Gelassenheit hinter der Theke zubereitet bzw. gefinished werden.
Schenkt man den gängigen Gastroportalen Glauben, so scheint dieses Sushi-Restaurant im Mannheimer Raum nahezu konkurrenzlos zu sein. Grund genug, nach langer Zeit mal wieder in meine damalige Heimat während des Referendariats zu fahren und zusammen mit meinem alten Gaumengenossen dort aufzuschlagen.
Wir hatten uns das letzte Mal im Restaurant Hans Walter im Mannheimer Stadtteil Lindenhof bei delikater Bistroküche getroffen. Das war noch vor Corona, also vor ca. vier Jahren. Leider ist das ambitioniert geführte Lokal, das auf ehrlich gekochte, deutsch-französische Küche ohne Chi-Chi setzte, der Pandemie zum Opfer gefallen.
Gut, dass der Kollege Daueresser zeitig einen Tisch in Le’s Sushi Bar reserviert hatte, denn die Zahl der Tische in dem für Asialokale recht behaglich eingerichteten Gastraum ist nicht gerade hoch. Und bei dem guten Ruf des Ladens, sind die wenigen Plätze meistens schnell ausgebucht. Außerdem besuchten wir den Mannheimer Sushi-Primus an einem Samstagabend.
Das Wiedersehen mit dem RK-Urgestein fühlte sich nicht nach 4-jähriger Abstinenz an. Man kennt und schätzt sich und hat sich immer viel zu erzählen. Mit der Straßenbahn ging es dann in den wilden Mannheimer Osten. Ein paar Meter zu Fuß und wir standen vor dem einladend beleuchteten Sushi-Tempel in der Seckenheimer Straße.
Drinnen war nahezu alles belegt. Nach freundlicher Begrüßung durch eine junge Servicedame, wurde einer der letzten freien Tische von uns okkupiert. Angenehmes, nicht zu helles Licht erfüllte den Raum, in dem es akustisch nicht gerade gedämpft zuging. Die Tische standen recht dicht gedrängt, wodurch die Gespräche vom Nachbartisch – bei weitem nicht so interessant (und so laut) wie unser Gesabbel – ab und an bei uns landeten.
Ein paar Worte zum Background dieses im Parterre eines verklinkerten Altbaus untergebrachten Rohfischkleinods.
Es existiert erst seit April 2018 an Ort und Stelle. Sushimeister Duc Du Le, der vorher die Tokyo Sushi-Bar am Hauptbahnhof betrieb, zog mit seiner Familie hier ein, um hier ein Restaurant ganz nach seinen Vorstellungen zu schaffen. Dazu gehört sicherlich der gediegene Rahmen, den der Gastraum ausstrahlt.
Aber auch die mit viel Liebe zum Detail zubereiteten Eigenkreationen, für die der erfahrene Herr Le – er ist bereits seit 25 Jahren in der Stadt der Quadrate gastronomisch tätig – nur frischeste Ware verwendet, machen diesen Familienbetrieb zu etwas ganz Besonderem. Während Le gelassen hinter der Sushi-Theke werkelt, versorgt seine Tochter Hien Thanh, die Geschäftsführerin des Lokals, mit der gleichen Gelassenheit ihre Gäste.
Mit der Speisen- und Getränkeliteratur wurden wir zeitnah versorgt. Genau wie auf der Webseite des Lokals, die das Speisenangebot auf geradezu vorbildliche Weise in Wort und Bild präsentiert, hatte man auch jedes Gericht in der Karte eigens dafür abgelichtet. Zumindest für Neulinge wie uns war das sehr hilfreich, da wir uns unter „Karaage“, „Horenso“ und „Gajaco“ nicht viel hätten vorstellen können.
Auf unserem blanken, ohne Überzug auskommenden Holztisch lagen lediglich zwei kleine Schälchen für das daneben platzierte Fläschchen Sojasauce sowie die obligatorischen Ess-Stäbchen in apartem Schwarz.
Man reichte uns ein lauwarmes Oshibori (Erfrischungstuch), mit dem wir uns die Hände und das Gesicht reinigten. Keine Sorge: nicht gegenseitig!
Unser Plan für den aus zwei Teilen bestehenden Mannheimer Dinier-Marathon bestand aus einer von Sushi und anderen japanischen Köstlichkeiten geprägten Eröffnung – man könnte dabei durchaus von einem leichten, asiatischen Aufgalopp sprechen – bei der Familie Le und einem Original Cag Kebab (vom Lammspieß) in einem der vielen türkischen Grillrestaurants in der Mannheimer City.
Der Herr Daueresser griff zur Regulierung seines Flüssigkeitsverlusts mal wieder zu einem Erdinger Weizen aus der Flasche (0,5l für 4,40 Euro), während ich mir – neben einer Flasche Mineralwasser (0,75l für 6,20 Euro) – ein Glas Grauburgunder (0,2l für noch akzeptable 6,50 Euro) vom Pfälzer VDP-Winzer Bernhart aus Schweigen genehmigte. Der Kollege mit dem Weizenauftakt zog dann später mit zwei Gläsern Grauburgunder nach. Jo mei, er hat halt a Durrrschd g’habt!
Zur baldigen Aufnahme fester Nahrung bestellten Mr. Collini und ich dann mal munter drauf los. Die große Auswahl an Spezialitäten aus rohem Fisch und säuerlichem Reis überforderte uns fast. Diverse Sashimiteller und kunstvoll arrangierte Kreativrollen bildeten dabei den Schwerpunkt des just in time zubereiteten Rohfischreigens. Daneben waren aber auch ein paar verlockend klingende Vorspeisen gelistet.
Gleich mal schön mit was Fettigem einsteigen, so die kulinarische Marschroute zu Beginn, die uns eine Reihe von saftigen, in Pankohülle steckenden Hühnerfetzen einbrachte.
„Karaage“ nannten sich diese japanischen Chicken Nuggets, die vormariniert und gut gewürzt auf unserer Keramik landeten und zusammen mit dem scharfen Mayonnaise-Dip für fettig-feine Fingerfood-Momente sorgten. Wir waren genauso begeistert wie überrascht. Wie hieß dieser Hit aus den 80ern? Ach ja, Dip in Japan!
Die zweite Vorspeise nannte sich schlicht „Reis Cracker“ (16 Euro). Dahinter verbargen sich jedoch keine Asia-Chips aus der Tüte, sondern eine in Geschmack und Textur sehr abwechslungsreiche, japanische Variante eines üppig belegten „Knusperbrots“ à la „Leicht & Cross“. Nur dass hier die Unterlage aus frittierten Reisnudeln bestand.
Kleingehackter, in Miso marinierter Lachs, Avocado-Stücke, japanische Mayo (nicht zu knapp!), verschiedene Arten von Sprossen und etwas Teriyaki-Sauce als Grundierung ließen ein cremig-knuspriges „Pausenbrot“ der japanischen Art entstehen, das nicht nur texturell sehr spannend ausfiel, sondern auch dem Gaumen ordentlich Breitseite gab.
Nicht nur die hierzu verwendeten Produkte – der Lachs entpuppte sich als regelrechte Umami-Bombe –, sondern vor allem die Idee, die hinter diesem an sich einfachen Snack steckte, rechtfertigte seinen Preis allemal.
Das dritte Vorabgericht, ein hammergeiles Tataki vom Blue-Fin-Thunfisch mit Salz-Pfefferkruste, Frühlingszwiebeln, kurz angeröstetem Sesam und Ponzu-Sauce (26 Euro), war wirklich jeden Cent wert, denn es zeugte von einer tadellosen Verarbeitung eines wirklich exzellenten Produkts.
Mir läuft jetzt noch, da ich diese Zeilen schreibe, beim schieren Gedanken an dieses kurz durch die heiße Pfanne gejagte, geschmackliche Highlight des Abends das Wasser im Mund zusammen, so köstlich fielen diese halbrohen, lediglich mit etwas Salz und dem richtigen Pfeffer veredelten Stücke der weltweit größten Thunfischart aus.
Ich esse Thunfisch aus den bekannten Gründen nur noch sehr selten. Aber wenn ich ihn in einer solchen Qualität serviert bekomme wie hier, stellt er für mich eine der größten Delikatessen dar, die das Meer zu bieten hat. Dass ein solches Gericht seinen Preis hat, steht außer Frage. Gönnt man sich ja schließlich auch nicht jeden Tag...
Nach diesen drei Geschmacksoffensiven vorweg, meldete sich der Sushi-Hunger, was uns zwei Rollen zu jeweils sechs Häppchen einbrachte. Ich sprach mich für die mit leicht angegrilltem Thunfisch, Schnittlauch, Frischkäse und Avocado gefüllten und mit rohem Lachs überzogenen „Hideaki“ (16 Euro) aus, während Kollege Daueresser die etwas pikanter gewürzte „Ma’s Roll“ (ebenfalls 16 Euro) ins Spiel brachte.
Letztere war ebenfalls in rohen Lachs gewickelt, hatte jedoch frittierte Garnele und Avocado in ihrem Reismantel versteckt. Allein der kleine Klecks Wasabimayo erhob dieses von frischester Ware kündende Lachsfigurenkabinett zu einer geradezu umwerfenden Lachs-Garnelen-Kombi, wie sie nur echte Könner ihres Faches hinbekommen.
Kein Noriblatt schlechter, nur mit etwas anderer Füllung, punkteten die mit Tuna-Tataki gefüllten „Hideaki“-Inside-Out-Rollen. Da verstand jemand sein Handwerk bei der Zubereitung dieser kleinen Kunstwerke aus rohem bzw. halbrohem Fisch und gesäuertem Reis.
Wir waren wirklich geflasht von der Qualität, die man sich hier zwischen die Stäbchen klemmen konnte. Der erste Teil des Abends ging ohne zu übertreiben mit „summa cum laude“ in Richtung Küche zu Ende. Superzufrieden und leicht „angesättigt“ machten wir uns danach auf in die Mannheimer City, um den niederen karnivorischen Gelüsten in einem auf Lammspieße spezialisierten türkischen Grilltempel nachzugeben.
Wie das dann ausging, erfahrt ihr im zweiten Teil meiner Culinary Collini-Tales.