"Vielgelobte Lokalität im historischen Schnoorviertel mit einigen unverständlichen Nachlässigkeiten"
Geschrieben am 10.02.2019 2019-02-10 | Aktualisiert am 11.02.2019

"Endlich konnte ich auch mal das Essen hier probieren"
Geschrieben am 10.02.2019 2019-02-10

"Gemütlich warten bei Wein oder Bier"
Geschrieben am 04.02.2019 2019-02-04

"Im Sommer mein Lieblingsplatz, im Winter ist es einfach zu laut drinnen"
Geschrieben am 21.01.2019 2019-01-21

"Alteingesessener Dim-Sum-Laden, dessen Internetpräsenz deutlich mehr überzeugte als seine Teigtäschchen"
Geschrieben am 19.01.2019 2019-01-19 | Aktualisiert am 20.01.2019

"Zur Abwechslung mal deutsche Küche zur Mittagszeit"
Geschrieben am 16.01.2019 2019-01-16

"Front nichtssagend, Ausblick und Lage gut"
Geschrieben am 14.01.2019 2019-01-14

"Abzocke"
Geschrieben am 09.01.2019 2019-01-09

"Fotografieren nicht erwünscht"
Geschrieben am 31.12.2018 2018-12-31

"Eine der ältesten Lokale Bremens. Ein Stück Geschichte für Jung und Alt."
Geschrieben am 25.12.2018 2018-12-25

"Saisonfinale: Mit dem 8. Heimspiel endet mein Streifzug durch die Bremer Top-Gastronomie"
Geschrieben am 16.12.2018 2018-12-16 | Aktualisiert am 17.12.2018

"Syrien mit Wucht im Bremer Norden angekommen – Schmackhaft und sättigend"
Geschrieben am 16.12.2018 2018-12-16 | Aktualisiert am 20.12.2018

"Traditionskneipe"
Geschrieben am 13.12.2018 2018-12-13

"Englische Wochen! 7. Heimspiel: Mein Streifzug durch die Bremer Top-Gastronomie"
Geschrieben am 12.12.2018 2018-12-12 | Aktualisiert am 12.12.2018

"6. Heimspiel: Mein Streifzug durch die Bremer Top-Gastronomie"
Geschrieben am 06.12.2018 2018-12-06 | Aktualisiert am 08.12.2018

"Pastabox to go : no--Tellergericht kann ich empfehlen !"
Geschrieben am 06.12.2018 2018-12-06

"Der Balkan ist zurück an der Lesum – Alle Klassiker der Balkanküche nach bewährtem Vorbild"
Geschrieben am 25.11.2018 2018-11-25

"Wenn man es findet--ist es hier ganz nett"
Geschrieben am 08.11.2018 2018-11-08

"Warnung:Unfreundlichstes Restaurant in Bremen"
Geschrieben am 30.10.2018 2018-10-30

"Brechend voll--wen wundert es bei den Preisen und Leistungen?"
Geschrieben am 28.10.2018 2018-10-28

„Dem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul“ und so empfinde selbst ich eine gelinde Beißhemmung, mich nach einer Einladung zum Spendierten kritisch zu äußern. Aber es waren dann doch einige Widersprüche zwischen dem Erlebten und den hymnischen Kritiken im hiesigen Weser-Kurier, verfasst von Holtgrefe und seinem Nachfolgekritiker Auermann, die mich bewogen haben, meine Beobachtungen zu Papier zu bringen. Bei der Bewertung des Essens halte ich mich zurück, denn ich würde mir aus der sehr interessanten Karte sicherlich andere Gerichte auswählen, als das für eine ca. zwanzigköpfige Gruppe georderte Dreigängemenü. Es war mit 39,90 € fair bepreist. Zu den Getränkepreisen kann ich wenig sagen, denn auf der ansonsten sehenswerten Homepage sieht man nur vereinzelt Weinempfehlungen mit Preisangaben, aber keine vollständige Getränkekarte. Die als Hausweine deklarierten Weine von Pfannebecker kommen auf 6,90 € für das Glas 0,2 l und sind über den Daumen mit dem nicht unüblichen Aufschlagsfaktor 3,5 kalkuliert. In der schon einige Jahre zurück liegenden Lobpreisung von Holtgrefe lag der Preis für ein Pils 0,3 l allerdings schon mit 3,40 € jenseits von Gut und Böse. Die Sterne setze ich mal auf 3,5 für das PLV.
Trotz der nachfolgenden kritischen Anmerkungen reizt mich die Abendkarte sehr, so dass ich das Schröter´s auf meiner Liste stehen lasse (https://www.schroeters-schnoor.de).
Service:
Für uns war im Raum Toulouse Lautrec im Obergeschoss eingedeckt, den man über eine recht schmale und steile Treppe erreicht. Mangels Speisenaufzugs wurde dem Servicepersonal also einige Bewegung abverlangt. Für uns war einer der Stammkellner zuständig, der von jungen Frauen unterstützt wurde, die wohl Aushilfen waren und eng angeleitet wurden. Sauberes weiß unter der Latzschürze mit Schröter´s Emblem war die Kellneruniform; unser Kellner zudem mit Krawatte.
Ein erstes Pils für mich als Vorhut wurde schnell gebracht und auch im weiteren Verlauf fiel ich nicht trocken. Ich blieb bei diesem Aperitif, vorgesehen war ein Cranberry Sprizz für 8,90 €, der nach meinem Eindruck gut ankam.
Für die Weinauswahl wurden je zwei Weiße und zwei Rote von unserem Chef am Tisch kundig erläutert und unsere Wahl fiel auf einen Sancerre Rosé (quasi Unteralternative zum weißen Sancerre) und einen Rioja Reserva. Der Sancerre gut gekühlt und nicht zu fruchtig/restzuckerlastig. In einem mächtigen Weinkühler mit viel Eis konnte er kalt nachgeschenkt werden. Kleine Wünsche (Pfeffer- und Salzmühle oder zusätzlicher Brotkorb) wurden schnell erfüllt. Insgesamt eine professionelle und flinke Serviceleistung, die mir vier Sterne wert ist.
Essen:
Auf der großen Tafel Brettchen mit jeweils einem kleinen Glas mit gekräuterten Oliven und Schälchen mit Fleur de Selle und einer rötlichen Creme, die recht mild war und mich an Mascarponezubereitungen eines unserer italienischen Stammrestaurants erinnerte. Später kamen dann Körbe mit zweierlei Brotscheiben: ein dunkles, aber weiches Brot und ein gutes Baguette oder Ciabatta. Nach meiner Erinnerung beide warm und noch mit knuspriger Kruste. Alles nett, aber kleinlich portioniert. Das Dreierlei war für jeweils vier Gäste gedacht und auch die Brotscheiben dazu abgezählt. Brot wurde auf meine Bitte hin aber nachgebracht. Das zweite Amuse-Gueule, das der Kritiker Auermann begeistert genießen durfte, war für uns nicht vorgesehen.
Das vorgeorderte Dreigängemenü bestand aus „Törtchen von Büffelmozzarella und Strauchtomate mit Rucola und Parmaschinken“, „Rückensteak vom Duroc-Schwein mit zweierlei von der Steckrübe und Kartoffelgratin“ (alternativ hätte man Weser-Zander oder einen vegetarischen Hauptgang wählen können) und „Ingwermousse mit Orangenkompott und Schokoladensauce“, wie gesagt für 39,90 €.
Auch am Schröter´s geht der Mainstream nicht vorbei. Schon lange dazu gehörend sind Mozzarella, Parmaschinken, Rucola und Balsamicocreme für die Quasi-Signatur auf dem Tellerrand. Die Rauke war wenigstens mit einer leicht senfigen Vinaigrette gut angemacht. Der Parmaschinken wie man ihn erwarten darf und zwei dicke Scheiben recht weicher Büffelmozzarella. Dieser Käse schmeckte praktisch nach nichts, was aber ein Gattungsproblem ist, denn Eigengeschmack habe ich dem Mozzarella in diversen Eigenversuchen mit teuren Kügelchen vom anerkannten Käsehändler noch nicht abringen können. Also wird kräftig nachgeholfen, gerne mit Pesto oder Olivenöl oder Balsamico und (meine Wahl am Tisch) Fleur de Selle. Ich würde immer einen Ziegen- oder Schafskäse vorziehen. Aber das ist ein Auswahlthema und deswegen neutralisiere ich die Törtchen für die Bewertung.
Richtig gut mein Rückensteak vom Schein. Ein reell dickes Stück, schön kräftig abgebräunt mit Fettrand und noch leicht medium und saftig im Biss. Ähnlich von der Fleischqualität her dem Iberico-Schwein (Duroc ist eine Kreuzung aus Iberico Schwein und dem roten Jersey Schwein).
Der gute Löffel Kartoffelgratin in Ordnung. Die Steckrübe war einmal püriert als feines Mus auf den Teller gespritzt worden und unversehrt in Rautenform unter dem Schweinestück mit etwas dunkler Soße zu finden. Das Zermusen und Zerstampfen des Gemüses ist eine leider schon länger anhaltende Marotte der ambitionierten Küche. Das Steckrübenmus sah nicht nur aus wie aus dem Hipp- oder Aleteglas, sondern schmeckte auch leicht süßlich neutral und damit kleinkindgerecht. Ich mag es lieber stückig mit Biss, sehend, was mir die Küche beschert.
Die Portionsgröße war sicherlich auch menügeschuldet. Das Rückensteak ausreichend, Gratin und Steckrübe wurden als wohl sparsam zu verwendende, wertvolle Knollen auf den Teller drapiert.
Die Nachspeise muss ich erst einmal auf dem Foto betrachten und sehe irritierend, dass der Patissier eine Hummerschere mit der roten Soße auf den Teller gezaubert hat (vielleicht ein Zeichen, eine Sehnsucht?). Gleichwohl fallen mir keine erinnerlichen Geschmackserlebnisse an die Nachspeise ein. Und da ich ein Süßspeisenmuffel bin, neutralisiere ich auch diesen Gang bei meiner Bewertung.
Das ganze Menü nach dem guten Rückensteak zu bewerten ist eigentlich eine Farce, aber fairer als Vor- und Nachspeise in die Bewertung eingehen zu lassen, die ich nie ordern würde. Also mit diesen Vorbemerkungen gebe ich knappe vier Sterne.
Ambiente und Sauberkeit:
Schröter´s befindet sich in einem baulichen Ensemble von mindestens zwei historischen Häusern. Die Bildergalerie und die Grundrisse der Räume auf der Homepage zeigen eine unerwartete Vielfalt. Es geht nach dem Eingang schlauchförmig durch den Bistrobereich vorbei am Tresen und einen Teil der hier offenen Küche in das sich weitende Restaurant. Links dann leicht abgesenkt auf rustikalen Fliesen der Wintergarten. Das Interieur des Schröter´s ist mediterran farbenfroh und stimmig komponiert. An den Zweiertischen im Bistro, aber auch an den Tischen im Restaurant geht es eng zu. Wer Enge am Tisch und den Laufwegen nicht mag, sollte sich für den Wintergarten entscheiden. Unser Raum befand sich im 1. Obergeschoss und aus den Fenstern schaute man auf das Vordergebäude mit dem Restauranteingang; zwischen den Gebäuden ein Glasdach. Es gibt noch weitere separate Räume für kleine Gesellschaften.
Wir hatten eine große Tafel, an der jeder gut Platz fand. Es war ansprechend auf weißen Tischdecken eingedeckt worden. Was gleich auffiel, ist die ungleichmäßige Beleuchtung, zur Treppenseite hin schon leicht duster. Wir nutzten nicht die volle Kapazität des Raums und so waren in einer Ecke die überzähligen Stühle abgestellt. Die lassen sich wohl anderweitig auch nicht unterbringen. Schön ist es gleichwohl nicht. Aber es findet sich in den Nischen auch Inventar, das nicht herumliegen muss. Ins Auge stach ein voluminöses Musterbuch, wie man es von Raumausstattern kennt. Viel kritikwürdiger aber die Fensterbank, die man schon hätte abfegen müssen, um sie zumindest optisch ansehnlich zu halten. Da ich als erster erschienen war, konnte ich all das in Ruhe in Augenschein nehmen.
Die Toilette ist im Keller und recht beengt. Boden, Fliesen und Keramik sind modern. Auf dem Klo links oben eine sich räkelnde Spinne, die Art mit kleinem Körper und langen Beinen, auch ihr Gespinst war deutlich auszumachen. So etwas sieht man auf weißem Grund sofort, wenn man aufmerksam ist und einen Anspruch an Reinlichkeit hat, sei es als Putzender, sei es als Verantwortlicher.
Unter dem rechten Pissoir war frisch gewischt worden, leider nicht erfolgreich, denn braune Spuren auf der schwarzen Bodenfliese waren deutlich erkennbar.
Was mich mehr als diese Putzmängel irritierte, war die Unterseite meines Tellers mit der Hauptspeise. Kleine, harte Reste waren rundherum deutlich am Finger spürbar und als ich den Teller nach dem Essen anhob, sah man auch einen grünen Punkt, wohl Petersilie. Auch mein Gegenüber bestätigte nach kurzem Test den Befund. Ich frage mich erstens, wie das unter dem angenommenen Einsatz professioneller Gastrospülmaschinen sein kann, dass nicht beide Tellerseiten glänzend gereinigt sind und warum das keiner Servicekraft beim Servieren auffällt.
Für das Ambiente gebe ich gerne vier Sterne, weil das Schröter´s in einem historischen Ensemble viel Abwechslung ohne Stilbrüche und ein kleines optisches Feuerwerk bietet. Für die Sauberkeit mag ich nur 2,5 Sterne geben.