"Where some foodmates share the dip-line! – Rippenbekenntnisse eines Überzeugungssmokers"
Geschrieben am 28.01.2020 2020-01-28 | Aktualisiert am 02.03.2021

"Museale Mittagspause"
Geschrieben am 23.01.2020 2020-01-23 | Aktualisiert am 02.02.2020

"Alle Jahre wieder…"
Geschrieben am 29.12.2019 2019-12-29 | Aktualisiert am 30.12.2019

"Ajvar in tha hood"
Geschrieben am 15.12.2019 2019-12-15 | Aktualisiert am 16.12.2019

"Retro Reviews™ #3: Carnivorische Eckperspektive"
Geschrieben am 13.12.2019 2019-12-13 | Aktualisiert am 13.12.2019

"Statt Retro heute Live-Stream: Lunch mit Hindernissen, hoch lebe die aktuelle Restaurant-Website…"
Geschrieben am 12.12.2019 2019-12-12 | Aktualisiert am 13.12.2019

"Waffeln und Salat als Wandersnack - mir doch Wupper"
Geschrieben am 10.12.2019 2019-12-10

Qualität und anbieten schenken uns unvergesslichen Emotionen
Immer alles Frisch zubereitet bei Mamma Rosa in Solingen
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Montag: | 12:00 - 14:30 Uhr und 17:30 - 23:00 Uhr |
Dienstag: | Ruhetag |
Mittwoch: | 12:00 - 14:30 Uhr und 17:30 - 23:00 Uhr |
Donnerstag: | 12:00 - 14:30 Uhr und 17:30 - 23:00 Uhr |
Freitag: | 12:00 - 14:30 Uhr und 17:30 - 23:00 Uhr |
Samstag: | 12:00 - 14:30 Uhr und 17:30 - 23:00 Uhr |
Sonntag: | 12:00 - 21:30 Uhr |
Sonntag und Feiertagen Durchgehend 12:00 Uhr bis 21:30 uhr
"Zeitenwechsel im Windhövel"
Geschrieben am 01.12.2019 2019-12-01 | Aktualisiert am 01.04.2021

Nach dessen fulminanter Rezi über das „Charly’s“ vom letzten Sommer, als er mit abgesenktem Blutzuckerspiegel seine BBQ-Shoes schnürte und eine monströse Platte mit low & slow gesmoked-ten Fleischpreziosen in Gegenwart seiner ehemaligen Arbeitskollegen verputzte, war ein Besuch in dem von Dirk Vieth geführten Fine-Diner in den Solinger Südstaaten allererste GG-Pflicht.
Er reservierte für vier und meine Vorfreude auf dieses Rippen-Rendezvous stieg von Tag zu Tag. Unsere im Vintage-Stil eingerichtete Wohnung lag fußläufig nur wenige Minuten vom Diner entfernt. Auch zur Villa Shaneymac war es nicht allzu weit. Unsere frühe Ankunft erlaubte ein kleines Warm-up in der Wohnung des Lokalmatadors. Eine gute Gelegenheit, um sich ein wenig zu beschnuppern und gleich mit einem Gläschen Sekt (oder wer es Secco?) für entspannte Verhältnisse zu sorgen.
Nach dem Austausch alkoholhaltiger (Gast)-Geschenke, dem Kennenlernen der Dame des Hauses und der Begegnung mit den beiden pelzigen Mitbewohnern, ging es in den wohl berühmtesten Feinkostladen der Messermetropole („Casa Luz“), der von einem Freund des Solinger Erfolgshedonisten betrieben wurde (wahrscheinlich hat dieser selbst jede Menge Aktien in dem Schuppen…) und mit italienischen und spanischen Leckereien aufwartete. Ein paar Köstlichkeiten für die kommenden Tage in Bremen bei den Schwiegereltern konnten ja nicht schaden.
Nach kurzem Zwischenstopp in unserer geschmackvoll eingerichteten Unterkunft, die sich im Erdgeschoss eines denkmalgeschützten Gebäudes aus dem Jahr 1912 befand, marschierten wir zu viert in Richtung Katternberger Straße, wo sich der nach dem Vater des Besitzers benannte Diner befand.
Im Inneren des zunächst recht unspektakulär anmutenden BBQ-Ladens hieß man uns freundlich willkommen. Unser Tisch befand sich im linken Gastraum, der mit seinen Dinerbooths (Sitzbänke mit Kunstlederüberzug und einem Tisch in der Mitte), den von Countrysänger-Auftritten und Rockabilly-Events kündenden Wandplakaten sowie den im Old-Warehouse-Look von der Decke baumelnden Hängelampen jede Menge American-Retro versprühte.
Der optische Eindruck war schon mal sehr positiv. Wir waren gespannt, wie der kulinarische wohl ausfallen würde.
Bevor wir uns mit den Speiseplänen, die schon als Platzsets auf dem Tisch bereit lagen, beschäftigten, stand natürlich der verbale Austausch des neu gegründeten Futtervierers im Vordergrund. Dass dabei die beiden Foodmates auf einer Wellenlänge lagen, war wenig verwunderlich. Umso erfreulicher jedoch, dass auch unsere beiden besseren Hälften von Beginn an gut miteinander konnten. Die lebhafte Kommunikation ließ die geplante Nutrition in den Hintergrund rücken. Insofern hätten wir auch in jeder x-beliebigen Frittenbude unseren Spaß gehabt. Denn wenn die Gesellschaft derart passt, spielt die Kulinarik nicht die Hauptrolle.
Der stetige Blick auf die bedruckten Platzsets und das Knurren meines Magens zwangen uns dann doch den Bestellvorgang selbst in die Hand zu nehmen. Der gute Shaneymac hatte schon im Vorfeld mit dem Pitmaster konspiriert und sich auf die Beef Short Ribs eingeschossen. Auch die sagenhafte, 10 kleine Schälchen beinhaltende Dip-Line, bei der Dirk Vieth sein komplettes Saucenprogramm auf einer Holzleiste präsentiert, war gesetzt. Auch an der „Mixed Plate“ (9,50 Euro), einem wohlfrittierten Sortiment aus Appetizern, bestehend aus Chicken Wings, Mozzarella Sticks, Onion Rings etc., kamen wir nicht vorbei. Beide Parteien schienen ordentlich Hunger mitgebracht zu haben, was die zweifache Bestellung dieser Fingerfood-Palette vorweg bedeutete.
Aus dem Burger-Baukasten auf der Rückseite des Speisenzettels stellte sich meine Herzensdame einen vegetarischen Vertreter zusammen. Aus der Tabelle zum Ankreuzen entschied sie sich für ein „Multigrain-Bun“, ein paniertes Feta-Patty, irgendeine der hausgemachten Saucen sowie ein paar Jalapeños in moderatem Scharf-Grün. In der Summe lag ihr Baukasten-Burger bei knapp unter 10 Euro. Auch die sympathische Madame Shaneymac startete eine Burgerinitiative.
Die Entscheidung fiel mir ehrlich gesagt nicht leicht. Allein die BBQ-Specials aus dem hauseigenen Smoker offenbarten eine temporäre Entschlussschwäche. Bacon Bomb, Beef Brisket und Babyback Ribs gibt es bei uns ja schließlich nicht in jeder Grillbude. Gut, dass ich da einen Fachmann neben mir sitzen hatte, auf dessen kundige Beratung Verlass war. Eine Portion Spareribs aus dem Smoker (800 Gramm für 16,50 Euro) sollten es schließlich für mich werden. Passend zur schweinernen Gaumenorgie bestellte ich ein süffiges Keiler Kellerbier. Der Freund liquider Agrarprodukte zu meiner Rechten entschied sich indes für das Keiler Weizen.
Bestellt wurde übrigens an der Theke, die sich im rechten Gastraum befand. Dieser strotzte nur so vor fast schon vergessen geglaubter Imbiss-Nostalgie.
Er war die Wirkungsstätte des Küchenchefs und Inhabers Dirk Vieth. Als ausgebildeter Fleischer weiß Dirk natürlich genau, welche Stücke vom Tier seinen BBQ-Ansprüchen am ehesten genügen.
Bei einem sehr netten Plausch nach dem Essen wurde der hohe Qualitätsanspruch des Überzeugungssmokers deutlich. Auch erklärte er uns, warum er derzeit auf hochwertige, amerikanische Convenience-Produkte (Mozzarella Sticks, Onion Rings) bei der Appetizer-Platte zurückgreifen müsse. Seinem Bestreben nach komplett hausgemachtem Fingerfood konnte er zu dieser Zeit aufgrund der angespannten Personalsituation – heute ja eher die Regel als die Ausnahme – leider nicht nachkommen.
Egal, wir freuten uns auf die nicht komplett fettfreien Teilchen, die in einem mit Papier ausgelegten Plastikkorb zusammen mit ein paar Saucen und jeder Menge Nachos serviert wurden. Zeitgleich wurde die farbenfrohe, 10 Saucen umfassende Dipline (6,50 Euro) des „Macsters“ in der Mitte unseres Tisches platziert.
Die hausgemachten Tunken waren nach ihrem Schärfegrad angeordnet. Das heißt von Ketchup-mild bis Habanero-scharf. Dazwischen lagen so wohltuende Dips wie Smoked BBQ oder Honey Chipotle.
Aber auch Gewöhnungsbedürftiges wie etwa die Alabama white, eine helle Pfeffersauce, mit der wir so gar nicht warm wurden.
Von den vorweg gereichten Kleinigkeiten sagten mir die herzhaft marinierten, knusprig gegrillten Hühnerflügel am meisten zu. Dicht gefolgt von den Chicken-Nuggets, die mit saftigem Inneren und krosser Cornflakes-Hülle punkten konnten. Meine Frau hielt sich dagegen mehr an die cremig-scharfen Chili-Cheese-Nuggets und die panierten „Zwiebel-Calamaris“.
Mit Hilfe der Nachos tunkten wir uns durch die Saucen-Avenue unseres Gönners und tauschten uns über geschmackliche Nuancen und verwendete Zutaten aus. Ein unverhoffter Sensorik-Kurs, der unsere Geschmackspapillen für die kommenden Aufgaben schärfte und auch wieder beruhigte.
Ich gebe ja zu, dass mein heimischer Holzkohlegrill trotz seiner südseitigen Lage auf unserem Balkon in den letzten Jahren eher ein Schattendasein fristet. Aber wenn ich den ollen Säulengrill mal anwerfe, dann dürfen die Spareribs von der Metzgerei meines Vertrauens aus Herxheim nicht fehlen. Zusammen mit meiner Frau und meiner Mutter machen sich dann drei gierige Nagetiere über die bei schwacher Glut immer knuspriger werdenden Köstlichkeiten her. Steaks, Würste und Spieße sind da nur sättigendes Vorgeplänkel. Der wahre Genuss kommt bei unseren seltenen Grillaktionen immer zum Schluss.
Warum erzähle ich das? Weil mir als bekennendem Ribster genau das in den Sinn kam, als uns die sanft geräucherten Leckerbissen vorgesetzt wurden. Nur waren diese in puncto Saftigkeit den heimischen Balkongenüssen um mehrere Schweinsdicken voraus. Schön, wenn es einem „December-Dish“ gelingt, den vergangenen Sommer nochmal für kurze Zeit ins kulinarische Gedächtnis zu rufen.
Noch bemerkenswerter, wenn man ein simples, schon so oft genossenes Mahl plötzlich in einer so außergewöhnlichen Qualität vorgesetzt bekommt, dass es den eigenen Geschmackshorizont erweitert. Die Rippenbekenntnisse des Überzeugungssmokers von Solingen hatten das Zeug dazu. Selbst meine Frau, die normalerweise keine Affinität für etwas fettigere Fleischgenüsse hat, war begeistert. Und wie leicht sich das herrlich mürbe, delikat „gerubte“ und nachträglich mit leicht süßlicher BBQ-Sauce bepinselte Fleisch vom Knochen löste! Zweifellos war hier ein Könner am Werk bzw. am Grill, der seine Rauchaufgaben (im Vorfeld) erledigt hatte.
Auch der „Macster“ genoss seine „Chuck Short-Ribs“ vom Rind als würde er gerade in einem alteingesessenen Roadside-Diner zwischen Birmingham und Tuscaloosa auf dem Alabama BBQ Trail in Rippenhaft sitzen – natürlich lebenslänglich und mit täglicher Bewährung. Seinen Pfälzer Beef-Buddy ließ er selbstverständlich von seinen Rinder-Querrippen mit hohem Fleischanteil kosten.
Unsere beiden Burger-Bunnies hatten zwar so ihre Problemchen mit dem stattlichen Höhenmaß ihrer mehrgeschossigen „Bauten“, aber auch sie lobten die Vieth’schen Grillerzeugnisse in hohen Tönen.
Bezahlt wurde ebenfalls an der Theke. Die Fachsimpelei zweier fleischverrückter So(u)linger war natürlich im absolut fairen Preis mit inbegriffen. Ein Schnappschuss für die Titelstory der neuen „BEEF“ musste noch sein. Dafür posierte die „Holy Trinity“ des Abends in herzlich fraternisierender Art und Weise vor dem Eingang des Diners.
Auf dem Fußweg zu unserer Unterkunft kam mir ganz überraschend der 2013er Ethos Cabernet Sauvignon Reserve vom Chateau Ste. Michelle (Eastern Washington) in den Sinn. Dieser 14,5%-ige Rotwein-Riese wartete nur darauf von uns entkorkt zu werden. Mit ihm im Glas ließen wir vier den Abend gemütlich ausklingen und waren uns einig, dass diese denkwürdige Zusammenkunft nach einer baldigen Wiederholung verlangte.
Lieber Shaneymac, es wäre schön, wenn ihr das kulinarische „Rückspiel“ in der Pfalz noch in diesem Jahr antreten könntet. You’re always welcome!